Der schwarz-weiße Animationsfilm führt ins Altvatergebirge des Jahres 1989: Alois Nebel ist Fahrdienstleiter auf einem kleinen Bahnhof. Als Kind sah er, wie von hier die Züge mit den vertriebenen Deutschen fuhren: Eine von ihnen war die junge Dorothe. Nie wieder sprach man von ihr und ihrem Schicksal, dann aber taucht im Ort ein geheimnisvoller Stummer auf.
Der kleine Bahnhof von Bílý Potok mitten im rauen Altvatergebirge scheint ganz am Ende der Welt zu liegen. Zusammen mit den Zügen ist hier jedoch die ganze Geschichte des 20. Jahrhunderts vorbeigezogen. Der leicht melancholische Bahnhofsvorsteher Alois Nebel hat viel gesehen und schwer daran zu tragen, deshalb umnebeln sich manchmal seine Sinne. Sein fieser Kollege Wachek nutzt das, um ihn in eine Nervenheilanstalt sperren zu lassen. Hier trifft Nebel den Stummen, der noch eine alte Rechnung zu begleichen hat.
Der spannende Film nach dem Comic von Jaroslav Rudiš und Jaromír 99 hat in seiner tschechischen Heimat Kultstatus. Die Kinoadaption ist technisch überaus anspruchsvoll. Die Figuren tragen die Gesichtszüge von bekannten Schauspielern und haben deren lebendige Mimik, trotzdem scheint alles wie mit schwarzer Tusche gezeichnet. Dieser außergewöhnliche Beitrag zur Auseinandersetzung mit unserer Geschichte erhielt 2012 den Europäischen Filmpreis als Bester Animationsfilm.
Tomáš Luňák
– geboren 1974 in Zlín, ČSSR. Er studierte Trickfilm-Regie an der Filmhochschule in Zlín und an der Film- und Fernsehfakultät der Akademie der Musischen Künste (FAMU) in Prag. Seit seinem Abschluss führte er bei mehreren Musikvideos und Imagefilmen Regie. ALOIS NEBEL ist sein Spielfilmdebüt.
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